Mahnwache für Demokratie und Vielfalt und gegen Rechtsextremismus

Vielen Menschen in Deutschland ist erst nach den Enthüllungen aus Potsdam wirklich bewusst geworden, dass die AfD eine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie und all die Menschen, die hier leben, darstellt. Aber, nichts von dem, was wir vor einiger Zeit über den perfiden Plan von Massendeportationen gehört haben, ist wirklich neu. Schon 2017 hat Alice Weidel in einer rassistischen E-Mail geschrieben:

„Diese Schweine (gemeint sind die Regierungsparteien) sind nichts anderes als Marionetten der Siegermächte des 2. WK und haben die Aufgabe, das deutsche Volk klein zu halten indem molekulare Bürgerkriege in den Ballungszentren durch Überfremdung induziert werden sollen.“

Alice Weidel, Parteivorsitzende der AfD. Sitzt im Deutschen Bundestag und gilt als gemäßigte Person in ihrer Partei.

Auch Björn Höcke, AfD-Vorsitzender in Thüringen beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Gedanken, Menschen, die nicht in sein widerwärtiges Weltbild passen, aus Deutschland zu entfernen. Dazu schrieb er 2018 in seinem Buch:

„Es wird…„ein großangelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein. Und bei dem wird man, so fürchte ich, nicht um eine Politik der wohltemperierten Grausamkeit herumkommen.“

Björn Höcke sitzt im Thüringer Landtag und will dort im Herbst Ministerpräsident werden.

Und von Höcke ist es nur ein kurzer Weg zu dem Berliner AfD Abgeordneten Kai Borrmann. Herr Bormann hat über den norwegischen Neonaziterroristen Anders Breivik, der vor wenigen Jahren 77 Menschen brutal ermordet hat gesagt: 

„Das Breivik ein Mörder war, bedeutet ja nicht, dass er politisch falsch lag.“

Diese Leute, die solche Dinge sagen und schreiben, äußern nicht irgendwelche Privatmeinungen. Diese Leute sitzen 79 Jahre nach Ende der Shoah und des Naziterrors in deutschen Parlamenten.

Daher ist der Kampf gegen Rechtsextremismus ein wichtiges Thema, das uns alle angeht und dass wir nicht einfach ignorieren können.

Aus diesem Grund haben wir beschlossen, eine Mahnwache zu organisieren, um für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt in unserer Stadt einzutreten. Wir wollten zeigen, dass hier für Hass, Intoleranz und Rechtsextremismus kein Platz ist, dass wir zusammenstehen und uns nicht einschüchtern lassen, egal welche Herkunft oder Meinung wir haben. 

Natürlich waren wir uns bewusst, dass es eine große Herausforderung sein würde, eine solche Veranstaltung in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Doch für uns war es wichtig, schnell zu handeln und unsere Stimme zu erheben. Zusammen mit einem breiten Bündnis aus Parteien, Kirchen und Vereinen ist es uns gelungen, gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen. Denn nur gemeinsam können wir etwas bewegen und für eine bessere Zukunft eintreten. 

Trotz schlechten Wetters, eines Bundesligaspiels und zahlreicher Karnevalsveranstaltungen waren doppelt so viele Menschen gekommen, wie wir es zu hoffen gewagt hätten – unglaubliche 800 Menschen! Und das alles in der Kürze der Zeit. Wir waren einfach überwältigt von der Solidarität und Unterstützung.  

Wir haben uns sehr gefreut, dass wir für die Mahnwache die Kabarettisten und Kolleg:innen unseres Sprechers Daniel, Maike Kühl und Martin Maier-Bode, vom Düsseldorfer Kom(m)ödchen gewinnen konnten. Mit ihren geistreichen und treffenden Sketchen zu den brennenden Themen Rassismus und Migration haben sie für jede Menge Lacher gesorgt. Doch damit nicht genug, wir haben auch noch großartige musikalische Unterstützung von zwei Mitgliedern der Band „theU2s“ bekommen. Gitarrist Stefan, Teil unseres Grünen-Teams und sein Bandkollege André sind mit Liedern von U2 bei der Mahnwache aufgetreten.  

Vielfältige Redebeiträge haben die Demonstration ebenfalls bereichert. Die Worte, die Daniel und Janis aus unserem Grünen-Team gefunden haben, waren nicht nur nachdenklich und leidenschaftlich, sondern auch voller wichtiger Botschaften. Auch sind wir dankbar, dass Vertreter von CDU, SPD und FDP mit ihren Reden das Anliegen der Mahnwache mitgetragen haben und für den Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft eingetreten sind. Besonders erwähnen möchten wir den Beitrag des Arbeitskreises Asyl, der uns alle tief bewegt hat. 

Einige Zitate aus den Reden möchten wir hier gerne wiedergeben, denn diese Worte haben gezeigt, dass wir alle gemeinsam Veränderungen bewirken können. Wir sind nicht machtlos, sondern haben die Kraft, Dinge zum Besseren zu verändern. 

„Und das Gift, das von den führenden Köpfen der AfD seit Jahren verbreitet wird, hat seine Wirkung bereits entfaltet.Überall wird die Sprache, mit der wir miteinander umgehen aufgeregter, aggressiver, herabwürdigender, respektloser. 

Das kommt bis zu uns. Auch hier in Korschenbroich in unserer Kommune gibt es Chatgruppen in sozialen Medien, in denen einige Menschen sich darüber austauscht, dass es besser wäre einen Flüchtling ohne Fahrrad zu überfahren, statt mit. Man hätte dann weniger Kratzer am Auto. Das ist Sprache vor unserer Haustür. Ich erspare uns allen weitere Beispiele. Auch in Korschenbroich wird in Chatgruppen geplant, wie man Kommunalpolitiker mit ihren Familien einschüchtern und sogar bedrohen kann. Ja, Lokalpolitiker werden auch bei uns anonym bedroht.
Das ist kein Film, das ist keine Geschichte, das ist eine Auswirkung von Rechtsextremismus schon heute in unserer Stadt. Ich denke, es ist Zeit, den Menschen, die so etwas sagen und tun entschieden entgegenzutreten.

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Vieles in unserer Demokratie ist schwierig, vieles ist Arbeit, anstrengend und macht unzufrieden. Trotzdem ist sie die beste Form des Zusammenlebens, die wir in Deutschland je hatten. Sie besagt, dass wir alle teilhaben und sie verbessern können. Miteinander und für alle. Unsere Demokratie heute stellt die Würde des Menschen in den Mittelpunkt. Das Menschliche. Lasst sie uns gemeinsam verteidigen und schützen. Zu Hause, auf der Arbeit, in der Kommunalpolitik, in der Familie. Wir alle machen die Demokratie, die wir wollen. Dafür sind wir heute hier: Gegen Hass, gegen Herabwürdigung, gegen Gewalt und gegen Hetze. Für das Menschliche!“

Daniel Graf, Sprecher Bündnis 90 / Die Grünen

Ich darf heute zu Ihnen sprechen und Sie merken es schon, ich sitze im Rollstuhl und brauche auch etwas länger, um zu sprechen. Sie sehen alle auf den Plakaten, es geht um Demokratie, es geht um Vielfalt und ja, es geht auch um Inklusion. Und ich weiß, dieses Wort Inklusion, das ist so ein bisschen ein Modewort geworden. Es gibt Inklusionsämter, es gibt in der Bildung Inklusion. Aber das, was wir heute machen und dass ich heute die Möglichkeit habe, über eine Rampe hier auf die Bühne zu kommen, das ist Inklusion und das ist das, was wir heute hier in Korschenbroich und in ganz Deutschland brauchen.

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Und ich finde es schade, dass wir immer darüber nachdenken, wie viel kann der Rechte neben uns, wie viel kann der Linke neben uns. Oder die Linke oder die Rechte oder sonst alle Menschen, die um uns herumstehen. Jeder kann etwas tun, egal ob klein, ob groß, ob dick, ob dünn. Ob Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollator, ob jung, ob alt. Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden vergessen. Aber das, was wir hier heute machen, das ist so wichtig.

Janis Bonn, Beisitzer Bündnis 90 / Die Grünen

„Wer Remigration fordert, in unserem Land Menschen mit ausländischen Wurzeln als Menschen zweiter Klasse bezeichnet, der ist nicht demokratisch, der ist nicht human, sondern er ist rechtsradikal, rassistisch, menschenverachtend und stellt sich gegen unsere Verfassung.

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Ich bin stolz hier in Korschenbroich zu leben, ja in diesem Land zu leben, in dem Menschen bereit sind so zahlreich ihre Stimme für die Freiheit, für unsere Demokratie und gegen Extremismus zu erheben. Lasst uns heute gemeinsam ein Zeichen setzen. Lasst uns laut und deutlich sagen: Nein zum Rechtsextremismus, nein zur Diskriminierung und ja zu unserer Demokratie. Zeigen wir, dass Korschenbroich eine Gemeinschaft ist, die für Toleranz, Respekt und Mitmenschlichkeit einsteht.“

Dirk Kartarius, Vorsitzender CDU-Stadtverband

„Wer glaubt die Antwort auf die heutigen Fragen seien einfach und unkompliziert, der irrt.

Wer glaubt populistische Hirngespinste seien die Antwort auf die heutigen Herausforderungen, der irrt.

Und wer glaubt die globalen Herausforderungen können nationalistisch im Alleingang durch Isolation und Ausgrenzung gelöst werden, der irrt.

Nationalismus und Ausgrenzungen waren noch nie eine gute Lösung, sondern führten

regelmäßig zu Unruhen, Unfrieden bis hin zu Krieg. Das müssen wir doch aus dem 1. und 2. Weltkrieg, aber auch aus den zahlreichen Kriegen in der Welt und in Europa gelernt haben.

Nicht Nationalismus und Ausgrenzung sind die Antwort auf die heutigen Herausforderungen, sondern Solidarität, Gemeinschaft und Arbeit.

Und darum sage ich Ihnen:

Wir lassen uns in Korschenbroich nicht entzweien. Wir stehen zusammen für ein demokratisches Miteinander. Rechtsextremismus und Fremdenhass haben in Korschenbroich keinen Platz.

Lasst uns einander mit Respekt begegnen. Setzen wir uns weiter ein in den Vereinen, in der Politik, in den Kindergärten und Schulen, in den Tafeln, im Ehrenamt. Lasst uns miteinander die besten Lösungen für die Zukunft erarbeiten. Lasst uns um die besten Lösungen für die Zukunft streiten – demokratisch und ohne Hetze. Lasst uns unsere Zukunft in Korschenbroich gemeinsam gestalten.

Ich glaube an die wehrhafte Demokratie in Korschenbroich. Ich glaube an Sie.“

Dr. Stefan Baues, Fraktionsvorsitzender SPD

„Sie (Flüchtlinge) alle haben auf ihre ganz eigene Weise – oft ganz anders, als wir als Deutsche uns das für sie ausgedacht hatten – ihren Weg in unsere Gesellschaft gefunden: mit ihrer Sprachbegabung, ihrem feeling für alte Menschen und ihre Kochfertigkeit.“

Regina Hüskes, Arbeitskreis Asyl

„Wenn wir heute hier stehen, geht es um Menschenrechte und um Menschlichkeit – eben um Menschen! Das darf auch in der momentanen Korschenbroicher Diskussion nicht vergessen werden.“

Ilka Bowitz, Arbeitskreis Asyl

„Ein Geflüchteter hat einmal gesagt: Ich bewusst nach Deutschland kommen, weil sich die Menschen in diesem Land mit ihrer Nazi-Geschichte auseinandersetzen und sie mich darum schützen werden.“

Regina Hüskes, Arbeitskreis Asyl

„Wir müssen klare Grenzen setzen und jenen, die den Weg der Intoleranz und des Hasses wählen, die Rote Karte zeigen. Rechtsextremismus und Antisemitismus darf keinen Millimeter Platz in unserer Stadt, in unserem Land und unserer Gesellschaft haben. Dochwir können dies nur gemeinsam erreichen. Die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie ist gefragt. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschenfeindlichkeit und Intoleranz sich ausbreiten.“

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Lassen Sie uns gemeinsam ein starkes Zeichen setzen – nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Tagen, Wochen und Jahren. Korschenbroich soll ein Ort sein, an dem Vielfalt gefeiert wird, Toleranz gelebt wird und der Zusammenhalt eine Selbstverständlichkeit ist. Gemeinsam können wir dieses Ziel erreichen. Lasst uns die Hände reichen und ein starkes Bündnis gegen Rechtsextremismus und für eine offene, demokratische Gesellschaft formen.

Thomas Betz, Vorsitzender FDP Korschenbroich

Vieles in unserer Demokratie ist schwierig, vieles ist Arbeit, anstrengend und macht unzufrieden. Trotzdem ist sie die beste Form des Zusammenlebens, die wir in Deutschland je hatten. Sie besagt, dass wir alle teilhaben und sie verbessern können. Miteinander und für alle. Unsere Demokratie heute stellt die Würde des Menschen in den Mittelpunkt. Das Menschliche. Lasst sie uns gemeinsam verteidigen und schützen. Zu Hause, auf der Arbeit, in der Kommunalpolitik, in der Familie. Wir alle machen die Demokratie, die wir wollen. 

Dafür stehen wir: Gegen Hass, gegen Herabwürdigung, gegen Gewalt und gegen Hetze. Für das Menschliche!