Korschenbroich: Offiziell nicht fußgänger- und fahrradfreundlich

„Der ruhende und fließende Kfz-Verkehr beansprucht die Flächen, die für den Fuß- und Radverkehr notwendig sind“, heißt es in der Ablehnung der AGFS.
„Der ruhende und fließende Kfz-Verkehr beansprucht die Flächen, die für den Fuß- und Radverkehr notwendig sind“, heißt es in der Ablehnung der AGFS.

Wer zumindest gelegentlich zu Fuß oder per Rad in Korschenbroich unterwegs ist, kennt das: marode oder plötzlich endende Fuß- und Radwege, fehlende Querungshilfen, sinnlos erscheinende Durchfahrtsverbote. Nun hat es die Stadt auch „schwarz auf weiß“: Korschenbroich ist keine fussgänger- und fahrradfreundliche Kommune. Sie wird auch nicht Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V.“ (AGFS NRW). Ein entsprechender Antrag der Stadt ist jetzt auch offiziell gescheitert.

„Der ruhende und fließende Kfz-Verkehr ist in der Innenstadt zu dominant und beansprucht die Flächen, die für den Fuß- und Radverkehr notwendig sind“, heißt es in der Begründung der Auswahlkommission. Zwar sah die AGFS auch einige positive Aspekte: Das betriebliche Mobilitätsmanagement der Verwaltung sei „vorbildlich“, das Thema „Verkehrssicherheit“ in der Stadt breit verankert. Doch wirke die Alt-Korschenbroicher Innenstadt aufgrund ihrer baulichen Gestaltung nicht wie eine verkehrsberuhigte Zone, sondern wie ein „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“. Das mindere den Fußverkehr und die Aufenthaltsqualität. Es fehle im Stadtgebiet an Fahrradabstellanlagen und möglicherweise auch an Verwaltungspersonal. Der Radverkehr werde mitunter unnötig behindert.

Für die Stadt ist die Ablehnung der AGFS nicht nur peinlich (immerhin gehören der Arbeitsgemeinschaft bereits mehr als 100 nordrhein-westfälische Kommunen an, unter anderem unsere Nachbargemeinden Dormagen, Grevenbroich, Kaarst, Mönchengladbach und Neuss). Das Scheitern der Bewerbung hat auch handfeste finanzielle Konsequenzen: Im Gegensatz zu vielen unserer Nachbargemeinden wird Korschenbroich nicht von Fördermitteln zur Steigerung des klimafreundlichen Verkehrs profitieren können.

Insofern bedauern wir von Bündnis 90 / Die Grünen die Ablehnung der AGFS sehr, wenngleich wir die Gründe hierfür durchaus nachvollziehen können. Sie decken sich mit wesentlichen Forderungen, die wir seit Jahren im Rat und den entsprechenden Ausschüssen vertreten. Auch wir sehen bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs erheblichen Nachholbedarf. Hierzu zählen unseres Erachtens

  • die weitere Beruhigung der Sebastianusstraße,
  • die Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Fahrräder,
  • die Schaffung ausreichender Fahrrad-Abstellanlagen,
  • die Beseitigung der Barrieren und die Öffnung der S-Bahn-Unterführungen für den Radverkehr sowie
  • die Errichtung von Fahrradstraßen (im jüngsten Verkehrsausschuss haben wir entsprechendes für die Straße Am Trietenbroich angeregt).

Mit solch – vergleichsweise einfachen – Maßnahmen wäre nicht nur dem klimafreundlichen Verkehr gedient. Auch die Bewerbung bei der AGFS hätte dann Aussicht auf Erfolg. Denn eins machte die Auswahlkommission in ihrer Ablehnung schon deutlich: „Die Stadt ist auf einem guten Weg in die AGFS-Familie.“