FAQ / Faktencheck Zentrale Unterbringungseinrichtung

Im Zusammenhang mit der geplanten Landesunterkunft für Flüchtlinge im Gewerbegebiet „Am Püllenweg“ sind einige Fragen aufgekommen, die recht kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Das FAQ sowie der Faktencheck soll zur sachlichen Einordnung dienen und helfen, populistische und rechtsradikale Äußerungen zu erkennen und zu widerlegen.

Die Gewährleistung der Sicherheit in Gemeinschaftsunterkünften ist ein vielschichtiger Prozess, der individuell beurteilt werden muss und diverse Einflüsse berücksichtigen sollte. 

Trotz potenzieller Herausforderungen wie einer Überbevölkerung, die zu Reibereien und Unstimmigkeiten führen könnte, oder einer begrenzten Privatsphäre, die das Wohlbefinden beeinträchtigt, gibt es effektive Strategien, um ein sicheres Miteinander zu schaffen. Eine Vielfalt an Kulturen und Ethnien leben gemeinsam in den Unterkünften, was eine gute Gelegenheit für gegenseitiges Verständnis bieten kann. Proaktive Maßnahmen zur Förderung interkultureller Verständigung und die rechtzeitige Erkennung von Konfliktpotenzialen sind daher von enormer Bedeutung. 

Ebenso essenziell ist die Ausstattung mit angemessenen Sicherheitsvorkehrungen, um ein friedvolles Zusammenleben zu unterstützen. Viele Unterkünfte sind bereits vorbildlich mit Zugangskontrollen, Wachpersonal und Kollaborationen mit den örtlichen Behörden ausgestattet, um Sicherheit und Schutz zu maximieren. Dabei variieren die konkreten Sicherheitsmaßnahmen von Ort zu Ort, angepasst an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten

Folgend ein Einblick in die Strukturen einer solchen Unterbringung, je nach Ort und verantwortlichem Träger variieren diese, doch diese gemeinsamen Eigenschaften sind üblich:
 
Leitung
 
Jede ZUE besitzt eine Leitungsstruktur, die sich der Koordination und dem reibungslosen Ablauf widmet. Hier werden unter anderem Registrationen, die Dokumentenverwaltung und weitere bürokratische Tätigkeiten bewältigt.
 
Sicherheitskonzept
 
Um alle Anwesenden, ob Bewohner oder Angestellte, zu schützen, sind Sicherheitsmaßnahmen wie Wachpersonal, Videoüberwachung und Zugangsregelungen vorhanden.
 
Wohnraum
 
Die Einrichtung stellt den Asylbewerbern Wohnmöglichkeiten zur Verfügung, sei es in Form von Wohngemeinschaften mit Mehrbettzimmern oder einzelnen Wohnmodulen, ausgestattet mit Basis-Mobiliar.
 
Ernährung
 
Generell wird in den ZUEs für Verpflegung gesorgt, sei es durch hauseigene Küchen, in denen Mahlzeiten zubereitet oder Essenspakete ausgegeben werden.
 
Soziale Begleitung
 
In den ZUEs stehen Sozialbetreuer bereit, die beratend und unterstützend bei diversen Anliegen und Hürden helfen, einschließlich Amtsgängen, Sprachunterricht oder Freizeitgestaltung.
 
Gesundheitsfürsorge
 
Gewöhnlich ist in den ZUEs eine gesundheitliche Betreuung sichergestellt, ob durch interne medizinische Kräfte oder in Kooperation mit externen Gesundheitsdiensten.
 
Freizeitmöglichkeiten
 
Viele ZUEs bieten Aktivitäten an, um den Bewohnern eine erfüllende Freizeit zu ermöglichen, von sportlichen bis zu kulturellen Angeboten oder Sprachkursen.

Es existieren bemerkenswerte Beispiele von ZUEs, die sich durch besonders förderliche Merkmale hervortun:
 
Integration im Fokus
 
Manche ZUEs verfolgen einen integrationsorientierten Ansatz mit zielgerichteten Maßnahmen wie Sprachunterricht, Berufsberatung und kulturellen sowie freizeitlichen Aktivitäten, die den Menschen ermöglichen, sich schneller in die Gesellschaft einzugliedern.
 
Gemeinschaft stärken
 
In einigen Einrichtungen wird die Gemeinschaft durch gemeinsame Aktivitäten gefestigt, was das Wohlbefinden und eine positive Stimmung fördern. Dies können beispielsweise Sportveranstaltungen, kulturelle Feste oder gemeinsame Ausflüge sein.
 
Einbeziehung der Bewohner
 
In bestimmten ZUEs wird großer Wert daraufgelegt, die Bewohner in Entscheidungen mit einzubinden, wodurch sie sich wertgeschätzt und in die Gestaltung ihres Umfelds involviert fühlen.
 
Hilfe bei der Arbeitsmarktintegration
 
Spezifische ZUEs unterstützen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt durch Beratung und Vermittlung, wodurch Bewohner Zukunftsaussichten gewinnen und auf Selbstständigkeit hinarbeiten können.

Das Land stellt, anders als die Kommunen, die Versorgung der Bewohner größtenteils über Sachleistungen sicher. Für die Bewohner der Einrichtung werden Betreuungs-, Sicherheits- und Verpflegungsleistungen bereitgestellt, etwa in Form eines umfassenden Catering- und Freizeitangebotes. Hierfür müssen Verträge mit Dienstleistungsunternehmen geschlossen werden. Der Betreuungsdienstleister bietet dabei ein umfassendes Paket an tagesstrukturierenden Maßnahmen, der Verpflegungsdienstleister eine vollwertige Verpflegung. Außerdem können auf diese Weise umfassende Bildungsangebote, Beschwerdemanagement und Verfahrensberatung sowie ärztliche Versorgung sichergestellt werden. Aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen ist die Aufrechterhaltung eines derartigen Leistungsstandards bei der baulichen Neuerichtung einer solchen Einrichtung im Regelfall erst ab einer Mindestkapazität von ca. 400 Bewohnenden möglich.

Bei den 400 Bewohnern handelt es sich um eine Sollkapazität, sollten mal weniger Menschen untergebracht sein, werden der Stadt Korschenbroich dennoch 400 Flüchtlinge angerechnet.

Das Umfeldmanagement dient dem persönlichen Kontakt zwischen Bürgerschaft und Bewohnerinnen und Bewohnern. Es soll gegenseitiges Verständnis fördern und bei Konflikten vermitteln. Wie diese Aufgabe im Einzelfall sinnvoll wahrgenommen werden kann, hängt vom Standort der jeweiligen Einrichtung ab. Mögliche systematische Austauschformate sind regelmäßige Bürgersprechstunden bzw. Nachbarschaftsrunden oder auch die Vermittlung von unmittelbarem ehrenamtlichen Engagement in der Einrichtung.

Zudem ist in jeder Flüchtlingsunterbringung des Landes eine durch die Bezirksregierung Düsseldorf eingesetzte Einrichtungsleitung tätig, die nicht nur für die Beschäftigten und Bewohnerinnen und Bewohner eine wichtige und verlässliche Ansprechperson ist, sondern auch für die Nachbarschaft.

Es gibt Sozialverbände und gemeinnützige Vereine, die in der Betreuung von Flüchtlingen erfahren sind und die sich regelmäßig auf entsprechende Ausschreibungen bewerben. Dazu gehören unter anderem Caritas, Malteser, Johanniter, EHC oder das Deutsche Rote Kreuz. Es obliegt diesen Trägern, im Falle einer Bewerbung entsprechendes Personal sicherzustellen. Die Kräfte für schulnahe Angebote werden vom Land gestellt.

In der Sanitätsstation arbeiten medizinisches Fachpersonal und nicht-medizinisches Personal zusammen mit Ärztinnen und Ärzten, die nach Bedarf dazukommen; dies geschieht in der Regel zwei- bis viermal wöchentlich.

Korschenbroich wird trotzdem weitere Flüchtlinge zugeteilt bekommen, die eine Unterkunft benötigen. Es werden auch die letzten Sporthallen belegt werden müssen. Außerdem werden zusätzliche Kosten von 2,5 Mio. € pro Jahr auf die Stadt zukommen, die dann an so vielen anderen wichtigen Stellen fehlen werden.

Nein, denn dann müssen wir in Korschenbroich neben den anteiligen Kosten für die ZUE, die wir als Bürger des Landes so oder so zahlen müssen, auch noch die Kosten für die kommunale Unterbringung von 400 Geflüchteten bezahlen. Für die Stadt – und jeden Steuerzahlenden – ist es deshalb nicht egal, wo die ZUE entsteht. Kommt die ZUE nicht nach Korschenbroich, entstehen dem städtischen Haushalt Mehrkosten in Höhe von 2,5 Mio. € im Jahr.

Alles, was neu ist, betrachtet man oft erst einmal mit Argwohn. Wichtig ist, sich sachlich und ausreichend zu informieren. Dabei muss ein Jeder genau darauf achten, wo er sich informiert, denn populistische und rechtsradikale Gruppierungen nutzen solche Situationen oft zur Stimmungsmache aus. Also achte genau darauf, wo du dich informierst, um nicht einer solchen Gruppierung zugeordnet zu werden.

Das stimmt nicht. Mit Stand November 2023 teilen sich die in Korschenbroich untergebrachten Flüchtlinge wie folgt auf:

50% Männer
23% Frauen
27% Kinder



Quelle: Stadt Korschenbroich November 2023

Das stimmt nicht. Es liegen auch unter Berücksichtigung der Erfahrungen, die die Bezirksregierung an den vielen anderen Standorten für Landeseinrichtungen im Regierungsbezirk gemacht hat, keine Erkenntnisse dazu vor, dass die Nutzung als Flüchtlingseinrichtung einen Effekt auf die Werthaltigkeit von Immobilien in der Nachbarschaft hätte.

Quelle: Antwortschreiben Bezirksregierung Düsseldorf Dezember 2023

Das stimmt nicht. Der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer/Zuwanderinnen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen liegt auf einem ähnlichen niedrigen Niveau wie in den Vorjahren.



Quelle: Bundeskriminalamt „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung – Fokus: Fluchtmigration 2022“ Stand Dezember 2023